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Chemilumineszenz mit weißem Phosphor - die Mischerlich Probe

Destilliert man menschlichen Harn bis zur Trockne ein und glüht die entstehende Masse noch einige Zeit, so kann man ein erstaunliches Phänomen beobachten. Das entstehende Produkt schimmert im Dunklen und gibt beim Erhitzen einen bläulich leuchtenden Dampf ab. Diese Beobachtung wurde bereits 1669 von dem Hamburger Alchemisten Heinrich Hennig Brand gemacht, der das Ganze "Phosphorus mirabilis" nannte, eine echte Alchemistenkuriosität. Bereits 100 Jahre später konnte der Chemiker Scheele durch eine gezielte Synthese weißen Phosphor herstellen und damit die Reaktion entmystifizieren. Es gelang ihm Knochenasche mit Magnesium zu reduzieren und damit elementaren Phosphor zu erhalten. Im Urin wird Ammoniumhydrogenphosphat zu polymeren Natriummetaphosphat pyrolysiert und dieses wiederum durch organische Verkohlunsprodukte zu Phosphor reduziert. Fein verteilter weißer Phosphor wiederum wird durch den Sauerstoff der Luft oxidiert, wobei das blau/weiße Leuchten entsteht. Die Lichtentstehung erfolgt ohne Wärmeentwicklung, ist also eine echte Chemilumineszenz Reaktion. Die Phosphor-Chemilumineszenz fand nach ihrer Entmystifizierung als "Mitscherlich Probe" (Eilhard Mitscherlich, 1794-1863) Eingang in die forensische Chemie. Wenn man sich traut mit weißen Phosphor zu arbeiten, ist die Mitscherlich Probe auch heute noch ein eindrucksvolles Beispiel für die Chemilumineszenz und für den Entdeckergeist unserer Vorfahren.

Chemilumineszenz von Phosphordampf bei Kontakt mit Luftsauerstoff

Ein 500 ml Kolben mit Schliff (NS 29) wird mit 250 ml Wasser gefüllt und ein etwa kirschkerngroßes Stück weißer Phosphor eingefüllt. Danach wird ein etwa 50 cm langes Steigrohr aufgesetzt. Der Raum wird abgedunkelt und das Wasser mit dem Phosphor zum Sieden erhitzt. Der Wasserdampf reisst Phosphoratome mit sich, die bei Kontakt mit der Luft eine bläulich/weiße Chemilumineszenz zeigen. Der Wasserdampf und mit ihm die lumineszierende Schicht steigt im Rohr nach oben und bildet schließlich am Rohrende ein Chemilumineszenz - Flämmchen.

Der Versuch eignet sich natürlich auch für den Halbmikromaßstab in einem kleinen Reagenzglas. Die genaue Versuchsbeschreibung gibt es auf Prof. Blumes Bildungsserver. Das funktioniert nicht etwa nur mit reinem, weißem Phosphor. Roter Phosphor oder der Abrieb einer Streichholzschachtel tun es auch. Im Versuch wird durch Erhitzen aus rotem der weiße Phosphor hergestellt der eine schöne Chemilumineszenz zeigt, der sich aber auch spontan selbst entzündet. Viel Spaß beim Experimentieren.